Heinrich-von-Gagern-Gymnasium Frankfurt am Main

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Exkursion nach Krakau

Text:
Je-In Cho
Sophie Grapentin
Fotos:
Hendrik Raab
Letzte Änderung:
13.10.2016
Verantwortliche/r:
Jonas Diemer

Exkursion nach Krakau

54 Füße, die im Regen stehen. Am Mittwoch, den 13. Mai 2015, trafen sich 20 Schüler aus Q2 und Q4 und 7 Lehrer am Alfred-Brehm-Platz, von denen beeindruckend viele unter ein Bushäuschen passten, als es anfing zu regnen. Griechenland-erprobt hatten wir uns mit Decken, Kissen und gemütlichen Klamotten ausgestattet. Denn als wir endlich auf unseren Plätzen sitzen, stehen uns noch 14 Stunden Busfahrt bevor.
Unser Ziel liegt im südlichen Teil von Polen: eine Stadt mit heute 760.000 Einwohnern, im II. Weltkrieg nicht zerstört und deshalb mit gut erhaltener historischer Altstadt - Krakau bzw. Kraków.
Den Film "Schindlers Liste", der in Krakau spielt und die Rettung von jüdischen Zwangsarbeitern vor dem Tod im Vernichtungslager durch den Fabrikbesitzer Schindler zeigt, hatten wir schon am Vorabend gesehen, sodass wir uns auf vergnüglichere Dinge konzentrieren konnten und so lachten wir bei Chips und Gummibärchen über die Simpsons.
Als wir mit mehr oder weniger Schlaf ankommen - das Wetter hat sich nicht gebessert – erleiden wir einen kurzen Schockmoment: Da sollen wir wohnen? Aber wir Schüler sind ja alle durch Griechenland abgehärtet.
Besonders beeindruckte uns, wie nah man in Krakau an der Geschichte wohnt: Direkt neben unserem Hostel steht immer noch ein Stück der alten Mauer des jüdischen Ghettos.
Noch am gleichen Tag besichtigen wir die Stadt mit einer Stadtführerin. Vor dem starken Regen flüchten wir uns schließlich in die Marienkirche, dessen großer Hochaltar königlich vor uns steht. Der von Veit Stoß gefertigte Altar wurde im Zweiten Weltkrieg als Beutekunst nach Großdeutschland verschleppt, 1957 aber wieder zu seinem ursprünglichen Platz zurückgebracht.

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Wir gehen weiter und besichtigen noch zwei alte Universitäten, die sogleich geschlossen wurden als Krakau Teil des "Generalgouvernement" des Deutschen Reiches wurde. Es regnet noch immer, der einzige Schatten der sehr interessanten und informativen Stadtführung.
Abends essen Lehrer wie Schüler in Kazimierz, dem ehemaligen jüdischen Viertel: Die Gagern-Restaurantkritiker empfehlen Pierogi, ein traditionelles polnisches Gericht, das Maultaschen ähnelt.

Am zweiten Tag fahren wir nach Auschwitz I. Die Besichtigungen der Konzentrationslager waren der hauptsächliche Grund für die Kursfahrt nach Krakau.
Obwohl wir, der Geschichts–LK, vertieft auf Auschwitz vorbereitet wurden, ist es doch etwas völlig anderes, als wir in Büchern gelesen oder in Dokumentationen geschildert bekommen haben. Nun stehen wir selber hier und versuchen uns vorzustellen, wie es war, als sich hier über 10.000 Häftlinge aufhielten. Aber die Gebäude sehen zu friedlich aus, der Boden unter den Füßen zu normal: Alles erscheint surreal. Und dann die immer wieder zweifelnde Frage: Ist der Mensch wirklich zu so etwas in der Lage? Oder anders: Sind wir es noch?
Das Schreckliche, das hier geschehen ist, ist ganz schwer zu begreifen. Selbst die Haufen von Brillen und Schuhen, die Zeitzeugen sind und einem das Verbrechen entgegen schreien, bleiben doch nichts anderes als das: Haufen von Brillen und Schuhen. Dass genauso viele Menschen hier ums Leben kamen, übersteigt unsere Vorstellungskraft. Es sind zu viele Brillen, zu viele Schuhe, zu viele kleine Kinderschuhe! Und dann ertappt man sich dabei, wie man das Menschliche sucht, einen Strohhalm, an den man sich klammern kann. Stattdessen aber findet man das Motto des Arbeitslagers: „Arbeit macht frei“, das voller Hohn über dem Tor zu Auschwitz I thront. Es bildet einen absoluten Kontrast zu dem Menschenbild, das wir haben, mit dem wir aufgewachsen sind. Noch surrealer könnte es kaum werden und ist doch so real.
Nicht anders ist es kurz darauf in Auschwitz II (Birkenau), dem Vernichtungslager.
Die Sonne scheint, das Wetter ist gut, das Gelände wirkt friedlich und man selbst befindet sich in einem Lager, in dem 1,5 Millionen von Menschen umgebracht wurden. Dies ist der Widerspruch, den wir spüren.
Auf der Busfahrt zurück nach Krakau hatten wir Zeit, das Gesehene wenigstens ansatzweise zu verarbeiten.

Interessant war dann auch der letzte Tag, der mit einer Führung in der Schindler-Fabrik begann. In den Räumlichkeiten der alten Fabrik, die Emaillewaren herstellte, befindet sich heute ein Museum. Die Dauerausstellung widmet sich der Besatzung der Stadt Krakau durch die Nationalsozialisten von 1939 bis 1945. Nach einer weiteren Nachtfahrt waren wir am Sonntag, den 17. Mai, wieder in Frankfurt.

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Abschließend lässt sich sagen, dass diese Exkursion einmalig war, allein schon in Anbetracht der Erfahrungen, die wir dort machen durften. Was wir vorher im Unterricht behandelt hatten, ist durch die Fahrt ganz anschaulich und konkret geworden. Eine Reise nach Krakau und nach Auschwitz ist etwas, das einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlässt.

Alle Schüler bedanken sich ganz ausdrücklich bei Herrn Raab für die gute Planung und Organisation und hoffen auf weitere
„Geschi-Fahrten“.

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