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"Aus Liebe zum Buch ..."

Text:
Dr. Gustav Schmiz
Fotos:
Dr. Gustav Schmiz
Letzte Änderung:
25.05.2008
Verantwortliche/r:
Markus Thiemel

"Aus Liebe zum Buch ..."

Leistungskurs Deutsch in einer Frankfurter Buchhandlung zu Besuch

Die Lehrpläne der Jahrgangsstufe 13 führen für das Fach Deutsch einen recht sperrigen und abstrakten Unterrichtsgegenstand auf: “Literarischer Markt”. Wie damit umgehen ?

Freilich spuckt das Internet zu diesem Begriff unzählige “Treffer”: Statistiken, Tabellen und wirtschaftliche Einzelfakten aus. Doch statt darüber nur realitätsfern zu spekulieren, zog es der Deutsch-Kurs vor – ganz in der Tradition des alten Sokrates, der ja auch lieber zu den Leuten auf den Markt als in die Akademie ging, um zu lernen – mit Fachleuten direkt am Ort des “literarischen Marktes” ins Gespräch zu kommen, nämlich in einer bekannten Frankfurter Innenstadt-Buchhandlung.

LK Deutsch 2008 (2)

Wir wurden von den beiden geschäftsführenden Damen mit einem historischen Rückblick auf die bewegte Geschichte des Hauses (im 19. Jahrhundert ins Leben gerufen, in der Nazi-Zeit geschlossen, nach dem Kriege wieder neu erstanden ...) begrüßt und konnten bald unsere vordiskutierten Fragen stellen, die in den meisten Fällen erfreulich präzise und detailliert beantwortet wurden – zumeist mit für uns überraschenden Ergebnissen.
So war uns vorab nicht so klar, dass der deutsche Büchermarkt als der weltweit leistungsfähigste gilt. Vielfältig sind die Gründe dafür: eine vergleichsweise einmalige kulturelle Hochschätzung des Buches im Lande, eine hervorragende Liefer-Logistik, eine exzellente Berufsausbildung (viele Länder kennen den Buchhändler gar nicht als Ausbildungsberuf), auf dem deutschen Markt werden außergewöhnlich viele Übersetzungen heimisch, die ästhetische Qualität der Bücher ist überdurchschnittlich gut. Aber: Viel Geld sei in dieser Branche nicht zu verdienen.
Trotzdem ist der deutsche Markt noch bei weitem nicht ausgeschöpft: es gibt nur eine fünfprozentige Gruppe von “Vielkäufern (dies ist man, wenn man mehr als 20 Bücher per anno kauft), ca. 50 % der Bevölkerung findet den Weg in eine Buchhandlung kaum. Leseerziehung ist das “A und O” – eine deutlich an unsere Adresse gerichtete Herausforderung !

Weitere Frage-Impulse seien jetzt nur noch aufgelistet, die Antworten würden den Rahmen sprengen:
Welche Zielperspektiven und Kriterien haben die Verlage bei der Entscheidung für oder gegen ein Manuskript ?
Welche Rolle spielen im Marketing die Medien, wie z.B. Kultursendungen im TV und Rezensionen in Printmedien ?
Ist der Internethandel eine ernste Konkurrenz für den traditionellen Buchhandel ?
Nach welchen Überlegungen werden Bücher in der Buchhandlung präsentiert (Sondertische, Schaufensterauslage)?
Welche Rolle spielt die Frankfurter Buchmesse ?
Welche Berufschancen gibt es für Abiturienten im Buchhandel ?

Im Blick auf die letzte Frage nach Beruf und Berufsmotivation bekannte die Geschäftführerin in dankenswerter Offenheit, dass pekuniäres Interesse in diesem Metier fehl am Platze sei. Vielmehr fasziniere diese Tätigkeit, wenn man dies aus purer “Liebe zum Buch” tue, wenn man schon immer begeistert gelesen habe, sich mit anderen Menschen (Kollegen, Käufern...) gerne über Literatur austausche. Übrigens werden speziell noch Männer für diesen Beruf gesucht – die Branche ist (von Verkaufs- und Kaufseite her) überproportional weiblich dominiert.

Wir waren für die vielen grundsätzlichen und praktischen Impulse dankbar – eine Buchhandlung sollte in Zukunft noch öfter Lernort für den Deutsch-Unterricht werden.


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