Heinrich-von-Gagern-Gymnasium Frankfurt am Main

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Der 9. November 2007 – Gedenken in der Paulskirche

Text:
Dusan Backonja
Fotos:
Dusan Backonja
Letzte Änderung:
13.10.2016
Verantwortliche/r:
Jonas Diemer

Der 9. November 2007 – Gedenken in der Paulskirche

Der 9. November! Ein in verschiedener Hinsicht bedeutungsvolles Datum unserer Geschichte. Viele werden dieses Datum zuerst mit dem kollektiven Freudentaumel anlässlich des Falls der Berliner Mauer in Verbindung bringen. Doch 1938 zeichnete sich dieses Datum vor allem durch die Reichspogromnacht aus, einer kollektiven Hetzjagd auf alles Jüdische.
Menschen wurden verschleppt und ermordet, Geschäfte demoliert, Synagogen ausgebrannt.

Das Ziel aller friedliebenden Menschen dieser Welt ist natürlich, dass sich etwas Derartiges in keiner Form jemals wiederholt. Grund, weswegen dieses historischen Ereignisses jährlich in der Frankfurter Paulskirche gedacht wird. Da die Aufgabe der Prävention der Wiederholung gewisser historischer Ereignisse und Prozesse in der Zukunft und somit in den Händen junger Menschen liegt, schickte die Stadt Frankfurt als Veranstalter der alljährlichen Gedenkstunde Einladungen an alle Frankfurter Gymnasien, am 9. November in die Paulskirche zu kommen.

In unserem Geschichtsleistungskurs traf diese Einladung sofort auf waches Interesse. Zum einen, da dieses Jahr der berühmte australische Historiker Christopher Clark als Fachmann eingeladen war und bei der Gedenkstunde einen Vortrag halten sollte. Der Beschluss unseres Kurses dieser Veranstaltung beizuwohnen, war schnell gefasst. Zum anderen, da die unmittelbare Verknüpfung des Namensgebers unserer Schule mit der Paulskirche, so manchem Lehrer und Schüler einer Verpflichtung zur Teilnahme gleichkam. Unser Mitschüler Benedikt Schröder informierte uns in der Geschichtsstunde erstmal näher zur Person Christopher Clark. Clark wurde 1960 geboren, lehrt als Professor in Cambridge und verfasste ein Buch über die Geschichte Preußens und zog mit seinen Thesen so manche Kritik auf sich.

Gruppenfoto mit Oberbuergermeisterin Petra Roth und Herrn Dr. Henne

In der dritten Unterrichtsstunde machten wir uns auf den Weg. Als wir in die Paulskirche eingetreten waren, wurden wir von Oberbürgermeisterin Petra Roth begrüßt, und es gab auch Gelegenheit zu einem Gruppenfoto unseres Kurses mit ihr.
Frau Roth äußerte ihre Freude und Achtung darüber, dass junge Menschen sich auch für diesen dunklen Teil der deutschen Geschichte interessierten und solchen Veranstaltungen beiwohnten.

Das Programm begann dann mit einer Ansprache Petra Roths, in der sie sich offen zur Verständigung und gegen Intoleranz äußerte. Unsere multikulturelle Gesellschaft müsse gewahrt werden, der Dialog gefördert, und alle, die dies nicht wollten, ausgeschlossen werden. Sie forderte auf, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und lobte die Teilnahme von Kursen zweier Frankfurter Gymnasien an der Gedenkstunde. Als nächstes auf dem Programm stand eine Ansprache des Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden Dr. Dieter Graumann. In seiner feurigen und offensiven Rede kritisierte er die Kälte und Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Außerdem äußerte er vehemente Kritik an der Politik des Iran und an der fehlenden Distanzierung muslimischer Gemeinden von dem neuen Antisemitismus in Deutschland.
Als nächstes trat Christopher Clark ans Rednerpult. Thema seines Vortrags: Die Christen, die Juden und das Ende der Zeit. Schon nach wenigen Sätzen Bewunderung unsererseits über die fließende und fehlerfreie Vortragsweise des Australiers in deutscher Sprache. In dem Vortrag wurde das Verhältnis zwischen evangelischem Christentum und Judentum im Mittel- und Spätmittelalter auf deutschem Boden beleuchtet. Intensiv wurden dabei die Versuche seitens der Kirche beschrieben, die jüdischen Gläubigen zum christlichen Glauben zu bekehren. Insgesamt wurde damit ein Kapitel des schon immer schwierigen Verhältnisses zwischen den beiden Weltreligionen aufgezeigt.

Nach Herrn Clarks Vortrag verließen wir den Innenraum der Paulskirche und spontan wurden wir von Mitarbeitern des Hessischen Rundfunks angesprochen. Sei denn ein Schüler oder eine Schülerin bereit, sich zu der heutigen Veranstaltung und der historischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus vor der Kamera zu äußern? Ausschnitte würden noch am gleichen Tag auf HR zu sehen sein. Nach kurzer Beratung innerhalb der Gruppe trat Madalina Draghici vor die Kamera und beantwortete Fragen der Reporter. Danach trennte sich die Gruppe und jeder ging seines Weges.

Am Abend desselben Tages um 19.30 Uhr kam dann in der “Hessenschau“ eine Berichterstattung über die Gedenkstunde in der Paulskirche. Dazwischen immer wieder Ausschnitte, die die Zuhörer zeigten und tatsächlich waren auch einige Schüler unseres Geschichts-Leistungskurses zu sehen. Kommentiert wurde dieses Bild mit folgendem Satz: ,, Das Gedenken Lebendighalten und Weiterkämpfen gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und gegen Gleichgültigkeit. Darum ging es nicht nur den Rednern, sondern auch diesen Jugendlichen des Frankfurter Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums. Sie hätten ihren Geschichtsunterricht heute in die Paulskirche verlegt“. Es folgte ein kurzer Ausschnitt des Interviews mit unserer Mitschülerin Madalina.

Trotz eines von der Geschichte belasteten Datums werden wir den
9. November dieses Jahres vor allem positiv in Erinnerung behalten.

1938

Dem Vortrag eines weltbekannten Historikers wie Professor Clark zu lauschen, ist eine besondere Gelegenheit gewesen. Die namentliche Erwähnung unserer Schule bei Petra Roths Ansprache sowie auch später im Fernsehen lässt doch Freude aufkommen, auch im Angesicht eines 9. Novembers, im Gedenken behaltend, was an diesem Tage des Jahres 1938 geschah.
                                        
Der Bericht des Hessischen Rundfunks ist auf folgender Adresse abrufbar:
www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/video_archiv5300.jsp?rubrik=5300&r=10&y=2007&t=20071109


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